Obwohl Valparaiso sehr europäisch wirkt, gibt es untrügliche Zeichen dafür, dass wir in Südamerika gelandet sind: farbige, ineinander geschachtelte Häuser in allen Zuständen (Prunkpalast neben Blechhütte) - streunende und nachts heulende Hunde à Discretion und noch öfter deren Hinterlassenschaft - ein lautes Wirrwarr von Geräuschen wie Hupen, Motorenlärm, noch lautere Strassenmusikanten, unterstützt von deren Benzin-Generatoren, etc. - und vor allem viele unglaublich freundliche Menschen und lachende Gesichter.
Der Charme von Valparaiso nimmt uns so gefangen, dass aus den geplanten 2 Tagen eine Woche wurde. Täglich ächzen und keuchen wir die enorm steilen Strassen und Gässchen auf und ab... und ab und zu gönnen wir uns eine verwegene Fahrt mit einem der vielen uralten, ächzenden und keuchenden Holzkisten (sprich Ascensor oder auf gut deutsch: Standseilbahn).
Auch kulinarisch kommen wir nicht zu kurz. Vom Bier in Literflaschen und der grossen Auswahl an trinkbaren Weinen wollen wir nicht weiter sprechen, da wir einige besorgte Reaktionen auf unseren ersten Reisebericht bezüglich der Konsumation des Obgenannten bekommen haben. Wir merken bald, dass neben dem sehr beliebten Apéro Pisco Sour, die Zitrone auch sonst eine zentrale Rolle im kulinarischen Alltag spielt. So wird z.B. jedes Carpaccio, egal ob Fisch oder Fleisch, skrupellos in Zitronensaft ertränkt. Ansonsten schmeckt uns das Essen vorzüglich.
Am Sonntagmorgen besteigen wir unseren ersten Bus, es geht in Richtung Mendoza (Argentinien). Wir sind sehr gespannt, immerhin starten wir auf Meereshöhe und sind schon 4-5 Stunden später in den Anden auf 3200 m.ü.M. Die Wirklichkeit übertrifft unsere kühnsten Träume, mit offenen Mündern und kugelrunden Augen kleben wir am Busfenster. Die Anden zeigen sich uns in bizarren, vulkanischen Felsformationen, in gelben, roten, violetten, grünen, braunen und schwarzen Farbkombinationen vor einem tiefblauen und wolkenlosen Himmel. Es ist Liebe auf den ersten Blick, hierher wollen wir unbedingt zurück. Ein weiterer Höhepunkt ist ein kurzer Blick auf den schneebedeckten Aconcagua, den höchsten Berg ausserhalb Asiens. Nach neun kurzen Stunden und einem schmerzlosen Grenzübertritt nach Argentinien erreichen wir Mendoza.